Berufsbildung ‚aktuell‘: Renaissance der altbekannten Arbeitsmarktsegregation oder neue Möglichkeit für eine gleichstellungsorientierte Arbeitswelt?
Am 7. und 8. Juli 2016 fand im Museum Arbeitswelt in
Steyr/OÖ die mittlerweile „5. Österreichische
Berufsbildungsforschungskonferenz (BBFK)“ statt. Thema der Konferenz war: „Berufsbildung,
eine Renaissance? Motor für Innovation, Beschäftigung, Teilhabe, Aufstieg,
Wohlstand, …“
L&R Sozialforschung hat im Rahmen der Konferenz ein
Themenforum unter dem Titel „Berufsbildung, eine Renaissance? Motor für
Innovation, Beschäftigung, Teilhabe, Aufstieg, Wohlstand, … – und was ist
mit GLEICHSTELLUNG?“ konzipiert und moderiert.
Im Zentrum stand dabei die Frage, ob Berufsbildung
„aktuell“ eher ein Vehikel für eine Renaissance der „altbekannten“
Arbeitsmarktsegregation ist oder sich „neue“ Möglichkeiten für eine
gleichstellungsorientierte Arbeitswelt bieten.
Dazu konnten sechs Impuls-ReferentInnen gewonnen
werden, die unterschiedliche Thesen rund um diese Frage aufwarfen und
unterschiedliche Facetten des Themas beleuchteten:
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Andrea Leitner (Institut für Höhere Studien) ist in
ihrem Beitrag „Frauenberufe – Männerberufe: Zur Persistenz der
geschlechtsspezifischen Segregation durch das österreichische Berufsbildungssystem“
der Frage nachgehen, inwieweit das österreichische Berufsbildungssystem die
weiterhin hohe geschlechtsspezifische Segregation des Arbeitsmarktes
begünstigt.
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Elli Scambor (Institut für Männer- und
Geschlechterforschung) ist daran anschließend spezifisch auf “Faktoren für eine
nicht-traditionelle Berufswahl bei Burschen“ eingegangen. Der Impuls fokussierte
auf eine Auseinandersetzung mit Entwicklungen der Geschlechtersegregation am
Erwerbsarbeitsmarkt mit einem Fokus auf Männer in sogenannten ‚Care‘-Berufen.
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Nadja Bergman (L&R Sozialforschung) hat einen Blick
auf die andere Seite der Medaille geworfen und neue Ergebnisse zum alten Thema
‚Mädchen und Frauen in die Technik‘ zur Diskussion gestellt.
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Daran anknüpfend
beleuchtete Edith Kugi-Mazza (Arbeiterkammer Wien) die Diskussion rund um
dieses Thema auf Basis aktueller statistischer Materialien, die zeigen, dass
sich bezüglich der geschlechtsspezifischen Segregation am Lehrstellenmarkt in
den letzten 20 Jahren kaum etwas verändert hat.
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Grundsätzlicher wurde die Frage von Helmut Gassler (ZSI,
Zentrum für Soziale Innovation) in seinem Impuls zur „Industrie 4.0: Droht eine
Renaissance der Arbeitsmarktsegmentierung?“ behandelt. Dabei wurde die These
vertreten, dass die „Industrie 4.0“ zu einer „Resegregation“ der
Berufe nach Geschlecht führen könnte.
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Margit Waid (Johannes Kepler Universität Linz) griff
das Thema von praktischer Seite auf und fragt in ihrem Beitrag „Feuerwehrfrau
trifft Kindergärtner anno 2037. Oder: vom Arbeitsmarkt der Zukunft – ein
Rückblick in die Gegenwart“ nach den Entscheidungsmustern von jungen Frauen und
Männern für weiblich bzw. männlich dominierte Berufe und Studienfächer.
Im Anschluss an die Impulse wurden gemeinsam mit dem
Publikum folgende Fragen diskutiert:
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In welchen Ausbildungs- und Berufsfeldern sind Veränderungen erkennbar, wo besteht eine Stagnation bzw. Verfestigung geschlechtsspezifischer Muster?
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Welche Traditionen und Muster des österreichischen Berufsbildungssystems verfestigen die horizontale und vertikale Segregation?
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Wieweit wird die geschlechtsspezifische Segregation durch neue Entwicklungen in Bildung und Beschäftigung verringert oder verschärft?
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Welche dahinterliegenden Geschlechterleitbilder verstärken oder vermindern die Arbeitsmarktsegmentation?
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Wo gibt es erfolgversprechende Ansatzpunkte für Änderungen?
Konzipiert und moderiert wurde das Themenforum von
Nadja Bergmann (L&R Sozialforschung).
Ermöglicht
wurde das Themenforum durch die finanzielle Unterstützung seitens des NWW
(Netzwerk Wissenschaft) der AK Wien, welches sowohl die Konzeption des Forums
als auch die Teilnahmen der beteiligten ForscherInnen unterstützte.
Mitarbeiter:innen: Nadja Bergmann
Status: beendet
von: 2016 bis: 2016
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